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Kommentar zu #allesdichtmachen: Schauspieler aus dem Elfenbeinturm: Was für ein schäbiges, menschenverachtendes Theater
dpa

Riefen auf zu alles #allesdichtmachen: Ulrich Tukur, Heike Makatsch, Ulrike Folkerts, Jan-Josef Liefers.

  • FOCUS-Online-Autor

Während Menschen an dem Corona-Virus sterben und die Intensiv-Stationen überlastet sind, präsentieren prominente deutsche Schauspieler mal kurz einen Einblick in ihre egomane Innenwelt. Und siehe da: Der künstlerische Elfenbeinturm von Liefers, Tukur und Co. steht mitten im verminten Gebiet von AfD und Querdenkern. Na, so was!

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Mehr als 81.195 Menschen sind bei uns bisher an und mit Covid-19 gestorben. Morgen Früh werden es wieder ein paar hundert Männer und Frauen mehr sein, um die Partner und Kinder weinen und Freunde trauern. Zugleich ringen tausende Kranken auf Intensivstationen um ihr Leben und kämpfen zehntausende Ärzte und Pfleger seit mehr als einem Jahr aufopferungsvoll um das Leben von Corona-Patienten.

Hugo Müller-Vogg
Hugo Müller-Vogg/Laurence Chaperon Hugo Müller-Vogg

Über den Autor: Hugo Müller-Vogg

Dr. Hugo Müller-Vogg ist Journalist, Buch-Autor und ehemaliger Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ).

Diese traurige Realität, dieses Ausmaß an menschlichem Leid und an mitmenschlichem Engagement, scheint einer halben Hundertschaft bekannter Bühnen- und Fernsehstars verborgen geblieben zu sein. Genau 53 Schauspieler wie Jan Josef Liefers, Ulrike Folkerts, Nadja Uhl oder Ulrich Tukur beglücken seit Donnerstagabend das Land mit kurzen Videos, in denen sie höhnisch über die von Bund und Ländern verhängten Einschränkungen und Schließungen herziehen. Sie reden von Panikmache, gleichgeschalteten Medien und einer autoritären Regierung. Ja, sie bedanken sich überschwänglich und ironisch bei den Regierenden, sie kritisieren die Medien, die angeblich alles gutheißen. Und sie bereichern die sozialen Medien mit zynischen Hashtags wie #allesdichtmachen, #niewiederaufmachen oder #lockdownfuerimmer.

ARD-Stars Tukur und Liefers schießen blindlinks gegen Medien und Politik

Nun gibt es gute Gründe, die jetzt von Bundestag und Bundesrat beschlossene „Notbremse“ mit Blick auf die Verhältnismäßigkeit mancher Maßnahmen oder ihre Wirkung zu kritisch zu analysieren. Die Promi-Riege hält sich indes nicht mit sachlicher Kritik auf. Vielmehr triefen die Videos von ätzender Verachtung für die politische Klasse und dem implizierten Anspruch der Schauspieler, besser als Virologen und Epidemiologen zu wissen, was jetzt Not tut. Dazu zwei Kostproben.

  • Tatort-Kommissar Tukur, appelliert an die Politik: „Schließen Sie ausnahmslos jede menschliche Wirkungsstätte und jeden Handelsplatz, nicht nur Theater, Cafés, Schulen, Fabriken, Buchhandlungen, Knopfläden, nein, auch alle Lebensmittelläden, Wochenmärkte und vor allem auch all die Supermärkte.“ Denn: „Sind wir erst am Leibe und nicht nur an der Seele verhungert und allesamt mausetot, entziehen wir auch dem Virus und seiner hinterhältigen Mutanten-Bagage die Lebensgrundlage."
  • Ein anderer Tatortstar, Liefers, dankt allen Medien, „die seit über einem Jahr unermüdlich dafür sorgen, dass der Alarm genau da bleibt, wo er hingehört: nämlich ganz, ganz oben, und dafür sorgen, dass kein unnötiger, kritischer Disput uns ablenken kann von der Zustimmung zu den sinnvollen und immer angemessenen Maßnahmen unserer Regierung.“

#allesdichtmachen: Wenigstens Heike Makatsch war es peinlich

Gute Schauspieler können etwas, was der normale Bürger nicht kann: in andere Rollen schlüpfen, andere Charaktere glaubwürdig verkörpern. Irgendwie scheinen diese 53 Damen und Herren bei ihrem Ausflug in die Politik sich Corona-Leugner, Querdenker und Verschwörungstheoretiker zum Vorbild genommen zu haben. Ihre Videos enthalten Botschaften, wie man sie von Demonstrationen kennt, deren Teilnehmer bewusst keine Masken tragen. Von der AfD jedenfalls kam prompt Beifall – und von den üblichen Verdächtigen am ganz rechten Rand ebenso.

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Immerhin: Heike Makatsch war es peinlich, in welche Gesellschaft sie damit geraten war. Sie zog ihr Video zurück und „bereute zutiefst“, dass sie „rechten Demagogen in die Hände gespielt“ habe. Von den anderen 52 war eine ähnliche Einsicht nicht zu vernehmen. Zwar kann man verstehen, dass viele Schauspieler darunter leiden, seit mehr als einem Jahr keine Auftritte mehr zu haben. Wird der Blick auf die Pandemie und ihr Opfer jedoch allein vom eigenen Kontostand bestimmt, dann haben die 53 bei ihrer Video-Aktion sich für eine ganz traurige Rolle entschieden – die des zynischen, menschenverachtenden Ichlings. Was für ein schäbiges, beschämendes Theater!

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Leser-Kommentare (427)
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Donnerstag, 29.04.2021 | 08:07 | Ralf Naders

Heuchelei ohne Ende.

Die Kritik an den Schauspielern ist eine grandiose Heuchelei! Mit keinem Wort oder Geste haben diese die Anstrengungen der Hilfs,- und Pflegekräfte lächerlich gemacht, sondern den verzapften Unsinn, aufgepfropft von den Regierungen, sichtbar gemacht. Normale Kritik prallte ja bislang an den Regierenden ab, alles war ohne Alternative (woher kennt man das?). Warum eine geregelte Außengastronomie ansteckender sein soll als z.B. der öffentliche Nahverkehr konnte bisher niemand erklären. So gibt es viele Beispiele für den chaotischen Unsinn der Regierenden. Alles undurchdacht und chaotisch. Wer sich jetzt über die zugespitzte Kritik in Form von Satire ärgert, ist ein Heuchler sondergleichen.

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Donnerstag, 29.04.2021 | 07:04 | Frank Liebe

Manchmal...

muss man überzeichnen um überhaupt Gehör zu finden. Auf sachliche Argumente werden doch eh nur immer weggelächelt oder mit der Nazi-Keule gebrandmarkt. Aus diesem Grund, Liefers und Co.,alles richtig gemacht.

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Donnerstag, 29.04.2021 | 05:35 | Thomas Bremer  | 1 Antwort

Sind halt doch nur Schauspieler,

zumeist gute zwar. Im wirklichen Leben jedoch sind sie eben weder Hauptkommissar noch Doktor und schon gar nicht Professor. Und so können die Darsteller dann doch nur gut die auswendig gelernten schlauen Drehbuchtexte aufsagen. Selber schlau denken, na ja... Zur Ehrenrettung sei gesagt, dass die schlaueren dann doch zurückgezogen, die nicht ganz so schlauen relativiert und die nicht so schlauen eine verschwurbelte Erklärung nachgeliefert haben. Wie hat der wirklich schlaue Regisseur Adolf Winkelmann daraufhin so treffend formuliert: "Das passiert, wenn man Schauspielern das Drehbuch wegnimmt..."

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  • Freitag, 30.04.2021 | 17:43 | Neumann Alfred

    Ein einfache und klare Welt

    Sie haben ja eine schöne einfache Welt von schlauer über nicht ganz so schlau bis nicht schlau. So kann man sich mit dem größten Nonsens noch positiv arrangieren. Gratulation! Aber die Welt ist nicht so einfach, wie ihr gelebter Populismus…aber wir schaffen das!!

Mittwoch, 28.04.2021 | 18:48 | Karsten Stein

Herr Müller-Vogg hat Recht!

Schuld sind aber nicht die Schauspieler, die tun, was sie nicht besser können: Rollen spielen, Texte lernen, in die Kamera gucken und auswendig gelerntes, nicht eigenes Gedankengut nachbabbeln. Was haben Sie erwartet? Dass da Eine*r begreift, was er medienwirksam auswendig rezitiert? Zur Verdeutlichung Herr Müller-Vogg: Sie kritisieren Schauspieler*innen, nicht etwa Kanzlerinnen, oder gar Ratspräsidentinnen. Warum eigentlich? Da liegen doch die Wurzeln allen Übels.

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Mittwoch, 28.04.2021 | 14:53 | Gerd Neumann  | 1 Antwort

Herr Müller-Vogg

Es starben in erster Linie alte Menschen und viele von ihnen in Altersheimen. Es gab und gibt schon lange von Fachleuten aller Disziplinen ausgearbeitete Konzepte zum Schutz dieser vulnerablen Gruppe. Die Regierung hat ihnen nie Beachtung geschenkt. Wieviel Menschenleben hätte eine Beachtung gerettet? Intensivstation haben schon vor Corana wegen Personalmangel und Abbau mit einer hohen Anzahl respiratorischen Krankheiten ähnliche Probleme gehabt. Oder, weniger als die Hälfte der beatmeten Patienten überleben. Lungenfachärzte warnen vor verfrühter Intubation. In der Intensivmedizin sieht man aber keinen Anlass, die Empfehlungen für die Behandlung entsprechend anzupassen. Wo ist bei all dem ihr Einsatz als Journalist, auf diese traurige Realität aufmerksam zu machen?

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  • Donnerstag, 29.04.2021 | 05:42 | Maik Zu Klampen

    Nein !!!

    Meine Frau arbeitet auf Intensivstationen und in Intensiv Pflege Einrichtungen!! Ich bekomme jetzt seit über einem Jahr hautnah mit wo der Unterschied zu anderen Krankheiten liegt! In der Intensiv Phase ist Corona keine Atemwegserkrankung mehr! Vereinfacht! Da rebeliert das eigene Imunsyten gegen einen selbst! Und wissen sie wie lange ein Covid Patient auf Intensiv bleibt! Viel länger!!

Mittwoch, 28.04.2021 | 08:24 | holger Berger

Kritik ist Heuchlerisch

Natürlich kann man #allesdichtmachen kritisieren. Aber die Promi-Schauspieler nutzen einfach nur Ihre Macht. Ihre Öffentlichkeit. So wie Lufthansa, Adidas, etc. davor auch. Wenn der Schauspieler des Schauspielhauses - der wirklich schon im Normalfall sich von Engagement zu Engagement hangelt protestieren würde - dann würde es keiner wahrnehmen. Wir sind ein Volk der Denker und Dichter. Es wird Zeit, dass die Dichter auch protestieren! Und den Protest nicht den Querdenkern überlassen. Wir sollten als Volk uns genausowenig das Recht auf Demonstration, andere Meinung etc. nehmen lassen. Und unsinnige Maßnahmen genauso kritisieren. Die Menschen brauchen Perspektiven. Und die sieht ein Liefers genauso wenig, wie ein Abiturient. Wir müssen uns nur gegen rechts und Coronaleugnern abgrenzen!

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Mittwoch, 28.04.2021 | 06:57 | Rüdiger Debus

Herr Müller-Vogg

leider nicht mehr ernst zu nehmen. Einige Schauspieler machten sich in einer ironischen, sarkastischen oder satirischen Weise über die Corona-Maßnahmen lustig. Das darf man in diesem Land. Ihre moralin getränkte Empörung sollten sie einmal gegen die Impfstoffbesorgungsversager auffahren. Ich fand es prima.

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Dienstag, 27.04.2021 | 16:39 | Christian Willmann

Wesentlich mehr erwartet

Von Herrn Müller-Vogg hätte ich eigentlich etwas mehr Differenziertheit erwartet. Doch in seinem Beitrag drescht er genauso dumpf und undifferenziert auf die Künstler ein wie seine Kollegen. Die Künstler scheinen den richtigen Nerv der Presse und Journalisten getroffen zu haben. Wie heißt es doch so richtig? Getroffene Hunde bellen

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Dienstag, 27.04.2021 | 13:05 | Oskar Schmitt  | 2 Antworten

Meinungsfreiheit?

Wenn jemand seine Meinung sagt uns es danach einen Disput gibt, dann ist das vollkommen in Ordnung. Aber was jetzt passiert hat jede Grenze eines Disputes lange überschritten. Die Leute, die hier auf die Künstler mit den unbequemen Ansichten bis zur Forderung nach Berufsverbot eindreschen, sollten nicht vergessen, daß es hier noch Meinungsfreiheit gibt.

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  • Mittwoch, 28.04.2021 | 15:14 | Gerd Neumann

    @Frank Helmke

    Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut in jeder demokratischen Gesellschaft. Gerade in Bezug auf die deutsche Geschichte hat u.a. ein Mangel an Meinungsfreiheit zu Unterdrückung, Leid und Millionen Toten in Europa geführt. Deshalb wurde der Artikel zur Meinungsfreiheit im vorderen Teil des Grundgesetzes eingefügt.

Alle Antworten (1)

Dienstag, 27.04.2021 | 10:35 | Marc Thiesemann

Kritik an Regierung muss erlaubt sein

Kritik an Regierung muss erlaubt sein, vor allem wenn sie so eklatant versagt, wie in der Coronapandemie. Aber sobald jemand wagt die Regierung zu kritisieren, wird er oder sie von den meisten Medien und Politikern in die rechte Ecke geschoben und mundtot gemacht. Vor diesem Hintergrund wirkt die Kritik an Russland, dort würden andere Meinungen als die der Staatsführung unterdrückt, fast schon erheiternd.

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